Der Kosmonaut Gagarin ist nach eigenen Angaben auf seinem Spaziergang im All Gott nicht begegnet. Die Himmelfahrt Christi lässt sich nicht mit einer Raumschifffahrt vergleichen. Ihre Bedeutung liegt auf einer bildlichen Ebene. Der Himmel steht für unsere Sehnsucht nach Weite, Freiheit und Glück. Sie kontrastiert mit der Erfahrung menschlicher Begrenztheit: Sorgen und Ängste lasten auf uns, sie beugen uns und ziehen uns nach unten, machen uns mutlos und träge, halten uns gefangen. Das Fest Christi Himmelfahrt erinnert daran, dass der Himmel des Menschen Bestimmung ist. Wir sollen uns „über das Irdische erheben und suchen, was droben ist“, heisst es im Gabengebet der Liturgie des Festtages. Denn Christus, der als Mensch die Schwerkraft der Erde am eigenen Leib erfahren hat und bis ins Grab hinabgestiegen ist, er lebt nun in der „Herrlichkeit“ des Himmels. Dorthin ist er uns vorausgegangen. Zugleich bleibt Christus aber bei uns «alle Tage bis zum Ende der Welt» (Matthäus 28,20). Die Hoffnung auf den Himmel verlangt nicht nur den Blick nach oben, sondern konkrete nächste Schritte hier auf Erden. Seit Christus das Gefängnis des Todes aufgebrochen hat, erscheint alles Irdische in einem neuen Licht. Die ganze Schöpfung weist auf die Herrlichkeit des Himmels hin, zu der sie bestimmt ist. Der Himmel ist nicht nur oben, aussen, weit weg; es gibt bereits ein Stück Himmel auf Erden. Auf der Himmelsleiter kann man auf- und absteigen. Jesus Christus ist vom Himmel zu den Menschen hinuntergekommen, um sie von Lasten zu befreien, sie aufzurichten, ihnen ihre Würde zurückzugeben, ihnen die Freiheit zu schenken. Nun da er wieder zu Gott aufgestiegen ist, sind wir gefordert, mit der Kraft seines Geistes anderen Menschen den Himmel zu öffnen. Einen gesegneten Festtag!
Josef-Anton Willa