Es ist die Zeit der Barmherzigkeit

Wer sich auf Gott einlässt, erfährt Barmherzigkeit. Ausschnitt aus Rembrandts Rückkehr des verlorenen Sohns.

Diese Zeit hat es in sich! Sie fordert alle irgendwie heraus, jene, die existentielle Ängste haben, jene, die Hilfe annehmen müssen oder sich Schutz und Hilfe wünschen ebenso wie jene, die helfen wollen. Paradoxerweise scheint diese Zeit in vielerlei Hinsicht dennoch eine heilsame Zeit zu sein. Eine neue Sensibilität, Anteilnahme, Achtsamkeit, Rücksichtnahme entsteht. Eine für Leib und Seele wohltuende Entschleunigung ist eingetreten. Ausserdem wird Solidarität intensiv gelebt. Vielleicht führt auch die Wahrnehmung, dass die Begebenheiten des Lebens nicht selbstverständlich sind, zu Dankbarkeit für das Dasein im Ganzen.

Es taucht etwas Neues auf, zweifelsohne. Könnte uns diese Zeit das barmherzige, dem Menschen zugewandte, einfühlsame Handeln Jesu neu ins Bewusstsein rufen? Werden wir empfänglicher für die Berührung der unsichtbaren Hand Gottes, im Wissen um das Wort: «Barmherzig und gnädig ist der Herr»? Können sich Menschen auf dieses Wort einlassen und daraus Kraft und Mut bekommen für ihr Tun, auch aus Dankbarkeit für erlebtes barmherziges Handeln? Kann uns das Heute lehren, Vertrauen nicht „wegzuwerfen“, welches „grossen Lohn“ hat? (Hebr.10,35)

Trotz dunkler Wolken enthält unsere Zeit eine lichtvolle Verheissung: Gerade in der Situation von Not und Schuld ist den Menschen die Zuwendung Gottes versprochen. Gott will uns bergen im Mutterschoss seiner unergründlichen Liebe. Er schenkt seine tröstende Nähe und bürgt für unser Leben. Das ist mit seiner Barmherzigkeit gemeint.

Das Heute kann eine Zeit der Barmherzigkeit werden, wenn wir uns auf eine intime Beziehung mit Gott einlassen und die Erfahrung seiner Nähe weiterhin als Auftrag für ein barmherziges, einfühlsames Handeln verstehen. Selig sind die, die diese Zeit so erleben und mitgestalten.

Sylvester Ihuoma, Arlesheim und Münchenstein