Vor dreissig Jahren war es in meiner Familie in Süddeutschland noch ein Unding, einen «Reformierten» ins Haus zu bringen. Bei einem neuen Freund gab es Kriterien für den Ausschluss: Ist er reformiert? Trägt er einen Ohrring? – Acht Jahre später heiratete ich einen «Reformierten» (mit Ohrring). Heute, noch einmal mehr als zwanzig Jahre später wissen meine Schülerinnen und Schüler in der Primarstufe nur selten, was sie «sind». Es ist oft egal, unwichtig, nicht relevant. Man könnte vermuten, so kämen wir der Vision des «Eins-seins» näher, weil keine Mauern mehr da sind. Doch ich stelle fest, dass die Kirchen in der Gesellschaft kaum mehr Relevanz haben. So könnte uns als Kirchen das Anliegen der Kirchen auf Malta in der Woche der Einheit ein Wegweiser sein, wieder «relevant», wieder wesentlich zu werden in dieser Welt. Die Sequenz aus der Apostelgeschichte, welche die herzliche Aufnahme von Paulus und seinen Freunden auf Malta nach einem Schiffbruch beschreibt, kann uns helfen, wieder gemeinsam authentisch und glaubwürdig zu werden. «Sie waren uns gegenüber ungewöhnlich freundlich.». (Apg. 28,2) Wenn Menschen egal mit welcher Geschichte, egal mit welcher Hautfarbe, Kultur und Religion von uns freundlich willkommen geheissen werden, wir sie aufnehmen und uns um sie sorgen, dann können wir – egal welches konfessionelle Gewand wir tragen – eins sein in der Nachfolge dieses Jesus Christus, zu dem sich Christen mit ihrer Taufe und ihrem Leben bekennen wollen. Es ist gut, dass Christen in Münchenstein und Arlesheim gemeinsam in der Woche der Einheit der Christen Zeichen setzen für dieses gemeinsame Anliegen, um somit gestärkt als Kirchen wieder für Menschen vor Ort und in der Welt relevant zu sein.
Rita Hagenbach